aus dem Vorwort

Wie es zu dieser Schrift gekommen ist
Am 8. November 2019 war ich für eine Untersuchung im Inselspital Bern. Kurz vor Mittag erreichte mich ein Telefonanruf: Ob ich doch bereit wäre, heute Abend in der Sendung Arena dabei zu sein als Gegner der «Ehe für alle»? …

Jemand mir Unbekanntes hat später eine umfangreiche Beschwerde an den Ombudsmann gerichtet: Die Sendung sei manipulativ moderiert worden. Ein Blinder konnte sehen, dass dies der Fall war. Schon die Zusammensetzung kanalisierte die Sympathien auf eindeutige Weise. Hinter den je zwei Befürwortern und Gegnern an den Stehpulten sass ich mit einem Kantonsrat zusammen in der hinteren Reihe zwei Befürwortern gegenüber. Neben mir hatte aber zudem Kurt Aeschbacher Platz genommen: Der schweizweit bekannte, weit herum beliebte Fernsehmoderator, der mit seinem (zweiten?) Mann in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Im Verlauf der Sendung wurde eine Filmsequenz eingeblendet, die ihn tanzend mit diesem Partner zeigte, und der Moderator setzte sich plaudernd neben ihn. Kein noch so kluges Argument hatte gegen diese Inszenierung von Emotionalität eine Chance. Die Kernbotschaft der Sendung war damit unwidersprechlich: Wer charmante Gefühle von Freundlichkeit, Toleranz und fürsorglicher Liebe nicht unterdrücken will, ist für die «Ehe für alle».
Kurt Aeschbacher verstärkte diesen Eindruck, indem er als Medienprofi geschickt ein Problembewusstsein ins Spiel brachte. Ohne das weiter auszuführen, so dass es ein inhaltliches Gewicht entfaltet hätte, deutete er an, er sei eher gegen die «Leihmutterschaft». Damit stellte er sich an diesem wunden Punkt über die Gegensätze und erhöhte so seine Glaubwürdigkeit.
Der Ombudsmann wies die Beschwerde ab. Den vier Gegnern der «Ehe für alle» standen am Ende mit dem Moderator und dem Ombudsmann zusammen sieben Befürworter gegenüber.